Die Aufstellung der 50. Infanteriedivision

Im Zuge des Versailler Vertrages, mit der Reduzierung der Reichswehr auf 100.000 Mann, war die deutsche Ostgrenze zu Polen nicht zu sichern. Auch wenn in den 20er Jahren diese Grenze überwiegend als gesichert galt, so war sie nicht nur von den politischen Verhältnissen in Deutschland abhängig, sondern auch von denen in Polen.

Durch die Unzulänglichkeiten seitens der Reichswehr diese Grenze zu sichern, kam es zu den Aufstellungen von geheimen Selbstschutzeinheiten aus der willigen Bevölkerung der Grenzgebiete. Im Verlauf der folgenden Jahre wuchsen diese Einheiten zu festen Verbänden zusammen und wurden den Wehrkreiskommandos unterstellt. Meist wurden diese von ehemaligen Offizieren geführt. Die Angehörigen dieser Grenzschutzverbände meldeten sich freiwillig zu diesem Dienst, zum Schutz ihrer Heimat und ihrer Familien, ein Entgelt gab es dafür nicht.

 

 

So entstand auch die Kommandantur Küstrin, mit dem Grenzschutz-Abschnittskommando 12, welches die Linie Unruhstadt-Neu-Bentschen-Tirschtiegel-Wierzebaum im Falle eines Angriffes zu decken hatte. Im Zeughaus in Küstrin lagerten die entsprechenden Waffen. Uniformen wurden nach und nach beschafft, jedoch wurde meist, aus Tarnungsgründen, in Zivil ausgebildet. Pioniere und Infanterie übten meist in geschlossenen Räumen bzw. in den Wäldern und die Artillerie in Zeughof. Berittene wurden von den örtlichen Reitervereinen gestellt.

Im Jahre 1934 stimmte der Reichswehrminister dem Vorschlag des Inspekteurs der Pioniere und Festungen, zum Bau einer Befestigungsanlage am Oder-Warthe-Bogen, zu. Der dafür eingesetzte Festungsinspekteur Küstrin, Oberst Otto, machte sich mit dem Kommandanten Küstrin, Oberst Konrad Sorsche ohne Verzögerung sofort an die Arbeit.

Die Linienführung entsprach in etwa der Linie Nischlitz-Obra und lag ca. 20 - 25 km hinter der Grenze. Mit dem Bau wurde sofort mit den damals üblichen "Geheimhaltungen" begonnen.

Mit Einführung der Wehrfreiheit am 16. März 1935 wurde auf Anordnung das Hauptaugenmerk bei der Ausbildung der Truppe auf die Verteidigung gelegt. Zahlreiche Offiziere wurden reaktiviert und Küstrin wurde durch das Einrücken des II. Bataillons nebst 13. und 14. Kompanie des neu aufgestellten Infanterie-Regiments 50 Garnisonsstadt. Der Stab des mittlerweile zum Generalmajor beförderten Sorsche vergrößerte sich ebenfalls, ebenso wie die Festungsinspektion.

Ende 1936 wurde im Rahmen des Wiederaufbaus der Wehrmacht die Truppe neu formiert. Für die Besetzung der Stellungen an der Grenze und der neuen Befestigungen wurde die 208. Landwehr-Division unter Generalmajor Moritz Andreas, mit Stab in Küstrin, aufgestellt. Als Gefechtsvorposten wurden davon unabhängig, durch die Kommandantur, Grenzwacht-Abteilungen aufgestellt, die im Ernstfall mit der Landwehr zusammenarbeiten sollten.

Natürlich konnte man die neuen Befestigungen, nebst neuester Technik nicht einer ungeschulten Truppe überlassen, wodurch es zur Bildung einer Spezialtruppe, mit der Bezeichnung "Grenz-Infanterie-Bataillon 122", kam. Dieses Bataillon wurde am 01. Oktober 1937 unter dem Befehl Major Benczeks im neuen Tiborlager (Lagerkommandant Oberst Adolf Hamann) aus Stämmen der 3. Infanterie-Division, aufgestellt. Diese Truppe sollte die Befestigungen besetzen, während die 208. Landwehr-Division den Raum im Zwischengelände besetzen sollte.

Natürlich konnte eine Festungslinie von mehr als 70 Kilometern nicht durch ein einziges Bataillon verteidigt werden, wodurch es im Oktober 1938 zur Aufstellung der Grenz-Infanterie-Regimenter 121, 122 und 123, aus Stämmen der 3. und 23. ID, kam. Das Grenz-Infanterie-Bataillon 122 ging in ihnen auf. Weiterhin wurde aus den Stämmen der Pionier-Bataillone 12 und 23 das Grenz-Pionier-Bataillon 71 aufgestellt. Aus Jüterbog erhielt man die Artillerie-Abteilung (mot.) 101 mit 2 s. F.H. und einer 10-cm-Batterie. Die Nachrichten-Abteilung 3 in Frankfurt/Oder gab ihre 5. Kompanie ab. Im Mob-Fall sollten alle Einheiten verdreifacht werden.

Die Regimenter wurden anfangs lediglich für den Einsatz in Befestigungen aufgestellt. So verfügten sie lediglich über 6 überstarke Kompanien. Jede Kompanie verfügte neben den üblichen Schützenwaffen, auch über s.MG, Pak und Infanteriegeschütze. Inwieweit diese Ausrüstung richtig war, war heftigst umstritten. Ebenso wie die durch das Kriegsministerium gewählten Standort der Regimenter. So lagen das Grenz-Infanterie-Regiment 122 in Meseritz und das Grenz-Infanterie-Regiment 123 in Schwerin/Warthe, sowie das Grenz-Pionier-Bataillon 71 in Schwiebus und somit ostwärts des Ostwalles, allein das Grenz-Infanterie-Regiment 121 lag hinter dem Ostwall in Crossen. Eine Mobilmachung vor der Front war undurchführbar, wodurch man neben dem bei Meseritz liegenden Tiborlager noch ein zweites, das Regenwurmlager, schuf. Hier lagerte man die Waffen und die Ausrüstung für einen möglichen Mob-Fall. Die Kommandantur Küstrin erhielt am 01. Oktober 1938 die Bezeichnung "Grenz-Kommandantur" und die Stellung einer Division. Im Mobilmachungsfall erhielt sie die Bezeichnung "50. Infanterie-Division". Die 208. Landwehr-Division wurde von ihrer Aufgabe entbunden.

Im Mai 1938 erhielt der nunmehrige Generalleutnant Sorsche in Berlin den Befehl des Gruppenkommandos, im Fall einer Mobilmachung die Grenztruppen zu einem beweglichen Verband umzubilden. Bei einem möglichen Krieg gegen Polen sollten schwache Sicherungen in den Stellungen verbleiben und der größere Teil dagegen marschieren.

Laut Aufmarschplan des Oberkommandos der Wehrmacht sollte die Division zum Schutz der rechten Flanke der 4. Armee (von Kluge) aus dem Raum nördlich Schneidemühl nach Osten vorbrechen. Dies bedeutet eine Umstellung der Ausbildung von Verteidigung auf Angriff. Die Division rückte nach Döberitz ein und die Artillerie nahm an einem Scharfschiessen im Rahmen des III. Armeekorps in Jüterbog teil.

In Deutschland, den Städten und Dörfern und in den Kasernen lauschte man gespannt den Reden der Politiker. Die Stäbe warteten auf den "x-Befehl" zur Mobilmachung. Erstes Anzeichen dafür, war der Befehl zur Rückberufung der Urlauber am 24. August 1939. Am 25. August 1939 traf am frühen Nachmittag der Befehl zur Mobilmachung ein. Dies hieß nun die 6 Kompanien zu verdreifachen. 9 der 18 neuen Kompanien wurden für den Bewegungskrieg ausgerüstet und bildeten die Infanterie-Regimenter 121, 122 und 122, die 9 restlichen sollten, bestehend aus älteren und weniger marschfähigen Reservist in den Stellungen verbleiben. Sie bildeten die Regimenter Crossen, Meseritz und Schwerin/Warthe.

x = 26.08.1939

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