kein Symbol hat den deutschen Soldaten der
ersten Hälfte unseres Jahrhunderts stärker geprägt als der Stahlhelm, wurde
diese Kopfbedeckung auch nur dreißig Jahre getragen, so bleibt sie doch mit
dem Bild des deutschen Soldaten unauflöslich verbunden
im 19. Jahrhundert wurde die "Pickelhaube"
zur typischen Kopfbedeckung der preußischen Armee, zwar gab es nach wie vor
Ausnahmen, z. B. bei der Kavallerie, den Jägern und den technischen Truppen;
bestimmend als Kopfbedeckung jedoch war der lederne, mit Metallverstärkungen
und -verzierungen versehene Helm, genannt "Pickelhaube", viele andere
deutsche Bundesstaaten übernahmen ihn für ihre Truppenkontingente und nach dem
siegreichen Krieg von 1870/71 sogar eine ganze
Reihe europäischer und außereuropäischer Staaten, darunter auch die USA, was
wenig bekannt ist
auch in den 1. Weltkrieg zog das deutsche Heer
zunächst unter der "Pickelhaube", sehr bald zeigte sich jedoch, daß
dieser Helm in den mehr und mehr zunehmenden Materialschlachten seinem Träger
keinerlei Schutz bot, die kriegstechnische Entwicklung hatte somit ein
militärisches Symbol überrollt, ausgelegt war die "Pickelhaube"
ursprünglich gegen Säbelhiebe und eventuell noch gegen Stiche, gegenüber der
Infanteriemunition, aber auch gegen Granatsplitter, war diese Lederhaube
völlig wirkungslos
im zweiten Jahr des 1. Weltkrieges, 1915, wurde beim XVIII. Armeekorps eine
Untersuchung durchgeführt, die erbrachte, daß 83 Prozent der Kopfverletzungen
von Splittern herrührten, die zumeist winzig klein waren, nur. 17 Prozent
wurden durch Infanteriegeschosse verursacht, dies ließ die Frage nach einem
speziellen Kopfschutz aufkommen, bereits im Februar 1916
wurde dann die Einführung eines "Stahlschutzhelmes", so die offizielle
Bezeichnung, durch den Chef des Generalstabes des Feldheeres, General von Falkenhayn, verfügt, als Erfinder galten drei
Personen, da sowohl technische als auch anatomische Probleme zu lösen waren,
arbeiteten der Professor an der Technischen Hochschule Hannover, Friedrich Schwerd, der im Krieg Hauptmann bei der
Landwehr war und der Chirurg, Professor Dr. August Bier,
Marinegeneralarzt und beratender Chirurg des XVIII. Armeekorps, eng zusammen,
das Problem bestand drin, einen Helm zu erfinden, der nicht nur relativ leicht
war, sondern auch möglichst kugelfest und splittersicher sein sollte, es wurde
schließlich ein einteiliger Helm aus vergütetem Chromnickelstahl mit einem
Augen- und einem Nackenschutz entworfen, die typische und wohl einmalig
gelungene Form erhielt der Helm von der kunstsinnigen Gattin des Professors Schwerd
im November 1915
war der neue Helm mit einer Metallstärke von 1 mm auf dem
Artillerieschießplatz Kummersdorf Beschussversuchen unterworfen worden, die
zur vollsten Zufriedenheit verliefen, selbst Schrappnellkugeln aus nächster
Entfernung vermochten diesen Helm nicht zu durchschlagen, bis zum Ende des 1.
Weltkrieges wurden 7,5 Millionen Stahlhelme produziert und an die Truppe
ausgeliefert
als nach dem verlorenen Krieg im Jahre 1919 die vorläufige Reichswehr die Nachfolge der
alten Armee antrat, wurden sowohl die feldgraue Uniform als auch der Stahlhelm
ganz selbstverständlich übernommen, die Reichswehr führte 1923 die Stahlhelmwappen ein, die nur auf der
linken Seite getragen wurden und das jeweilige Truppenkontingent auswiesen,
also z. B. Preußen, Bayern, Sachsen usw.
eine weitere Neuerung war die Einführung des
Modells M 18 "Stahlhelm für Berittene", der Ohrenausschnitte aufwies,
die das Hören unter dem Helm verbessern sollten, sosehr sich auch der
Stahlhelm als Splitterschutz bewährt hatte, ein Nachteil war nicht von der
Hand zu weisen, nämlich das auftretende Rauschen selbst bei geringen
Windstärken, die Ohrenausschnitte des Modells M 18 sollten das Rauschen
herabsetzen und das Hören unter dem Helm verbessern, der Erfolg trat jedoch
nicht im erwarteten Umfang ein und die Masse der Reichswehr behielt das
ursprüngliche Modell bei, als Kuriosum ist erwähnenswert, daß für die
Offiziere der Reichswehr ein Helm aus Leichtmetall hergestellt wurde, der sich
in Form und Farbe von dem Stahlhelm kaum unterschied, aber sehr viel leichter
und daher im täglichen Friedensdienst angenehmer zu tragen war, der
Leichtmetallhelm musste natürlich auf eigene Kosten beschafft werden, wie im
übrigen auch der Stahlhelm von Offizieren und Selbsteinkleidern
neben der Reichswehr verwendeten in Europa auch
das österreichische Bundesheer und die Armee Ungarns das deutsche Helmmodell,
der Stahlhelm der Schweizer Armee ähnelte stark dem deutschen und selbst die
Sowjetunion führte in den 30er Jahren einen Stahlhelmtyp ein, der erhebliche
Anklänge an den deutschen aufwies
mit der allgemeinen Heeresvermehrung ab 1935 wurde für die neue Wehrmacht der Stahlhelm
35 eingeführt, er sollte die Nachteile des bisherigen Modells, nämlich das
relativ hohe Gewicht und das Rauschen beseitigen, der Stahlhelm 35 wies nahezu
die gleiche äußere Form auf wie sein Vorgänger, war aber insgesamt knapper
gehalten, insbesondere der Schirm und der Nackenschutz waren verkleinert
worden, so daß sich sowohl eine Gewichtsverringerung als auch eine
Geräuschminderung ergaben, völlig konnte das Rauschen jedoch nicht beseitigt
werden, 1936 wurden zusätzlich der
Fallschirmjägerstahlhelm und ein Fliegerstahlhelm für das fliegende Personal
der Luftwaffe eingeführt
in der zweiten Hälfte des II. Weltkrieges
mehrten sich die Verluste in bisher nicht dagewesenem Umfang, in die
Überlegungen nach Abhilfe wurde auch der Stahlhelm einbezogen, eine
Denkschrift zählte seine Nachteile auf, diese führten zur Schaffung und
Erprobung eines neues Modells, bezeichnet B/II von 1944,
es handelt sich dabei um den Helmtyp, der von der Nationalen Volksarmee der
DDR getragen wurde, durch seine besonders abgeflachte Formgebung sollte sich
die Schutzwirkung des Helmes gegenüber Splittern und Geschossen erhöhen und
das beanstandete Rauschen weitgehend entfallen, eingeführt wurde der Helm aus
psychologischen Gründen jedoch nicht, der bisherige, symbolträchtige Heim
sollte nicht in einer krisenhaften Situation durch einen völlig
andersgearteten ersetzt werden
nach dem II. Weltkrieg übernahmen der
Bundesgrenzschutz und die Bereitschaftspolizei der Länder den mit
Einschränkungen bewährten alten deutschen Stahlhelm, er gehört noch heute zu
deren Ausrüstung, wenngleich er im täglichen Dienstbetrieb selten getragen
wird
die Bundeswehr dagegen übernahm das Helmmodell
der US-Truppen, daß sich die Form des deutschen Stahlhelms auch weiterhin
bewährte, erhellen u. a. zwei Beispiele, 1957
wurde bei der Bundeswehr versuchsweise ein Stahlhelm erprobt, der in seiner
Formgebung eine gelungene Kombination des alten deutschen Stahlhelms mit dem
Fallschirmjägerhelm darstellte, er wurde damals von der Truppe freudig begrüßt
und gern getragen, wegen seines zu "deutschen" Aussehens wurde er
jedoch nicht allgemein eingeführt, obwohl er sich in Beschussversuchen dem
amerikanischen Modell überlegen gezeigt hatte und das bekannte Rauschen durch
einen entsprechend verkürzten Nackenschutz praktisch abgestellt war, nach
einigen Jahren wurde das "Auftragen" dieses Stahlhelms verboten
die US-Armee begann vor etwa zehn Jahren mit
der Einführung eines neuen Kunststoffhelmes, der die splitter- und
geschoßabweisende Wirkung von Stahlhelmen bei weitem übertrifft, als Form
wählten die Amerikaner, von geringen Abweichungen abgesehen, die des alten
deutschen Stahlhelms, die Gls gaben ihm daraufhin den Spitznamen "Fritz",
die Bundeswehr hingegen trägt weiterhin das amerikanische Modell