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"Lager Koralle" und Großbunker Bölkendorf der Kriegsmarine bei Berlin

der Befehlshaber der U-Boote, der spätere Großadmiral Dönitz - von seinen U-Boot-Fahrern "der große Löwe" genannt - hatte 1939 seine Befehlsstelle in Sengwarden bei Wilhelmshaven, von hier wurde der Einsatz der U-Boote im ersten Kriegsjahr geführt, nach Beendigung des Frankreichfeldzuges verlegte er die Befehlsstelle nach Paris, als die deutschen U-Boot-Stützpunkte an der französischen Atlantikküste bezogen waren und immer weiter ausgebaut wurden, zog auch der BdU mit seinem Stab in eine Villa nach Kernevel bei Lorient, dass später wieder ein Umzug nach Paris erfolgte, kann in der wachsenden Gefährdung durch Luftangriffe der Engländer sowie möglicher Kommandounternehmen begründet gewesen sein

am 30.1.1943 wurde Generaladmiral Dönitz Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, behielt aber seine Funktion als BdU, eine Führungszentrale war jetzt das Oberkommando der Kriegsmarine (OKM) in Berlin

bis Anfang 1943 hatte das britische Bomber Command fast ausschließlich Nachtangriffe über Deutschland geflogen, ab Januar 1943 begann auch die USAAF mit der 8. US-Luftflotte mit Tagesluftangriffen auf Deutschland, diese anfangs mit schwachen Kräften geführten Angriffe weiteten sich im Verlaufe des Jahres 1943 zur alliierten strategischen Bomberoffensive aus, besonders die schweren Luftangriffe auf Berlin ab August 1943 mögen ein Grund dafür gewesen sein, dass gegen Ende des Jahres 1943 das "Lager Koralle" durch das OKM bezogen wurde, dieses lag nördlich von Berlin-Bernau bei der Ortschaft Lobetal, in einem überwiegend mit Wald bedeckten Gebiet wurden 1939 östlich der Straße Ladeburg-Lanke die Arbeiten an diesem Objekt begonnen, errichtet wurden Bunkeranlagen, ein Offizierskasino, Feuerlöschteiche und einige wenige leichte oberirdische Bauten

vorhanden waren drei Bunker, zwei waren oberirdisch angelegt, da einer von diesen Geschützstände trug, war er offensichtlich zur Sicherung des Objektes bestimmt, ein weiterer Bunker war vermutlich als Mannschafts- oder Luftschutzbunker gedacht, Kern der Anlage war ein unterirdischer, vier Etagen tiefer Bunker, in diesem befand sich die Leitzentrale des OKM mit dem Stab des BdU

als am 21.4.1945 Kräfte der 1. Weißrussischen Front in Berlin eindrangen und die ersten Granaten am Hermannplatz einschlugen, ließ GA Dönitz nach einer Besprechung mit Hitler im Bunker der Reichskanzlei unverzüglich "Lager Koralle" räumen, er verließ Lobetal am 22.4.1945 und begab sich nach Schleswig-Holstein, bereits im Februar 1945 hatte der Stab des BdU das OKM verlassen und war nach Sengwarden zurückgekehrt, die Anlagen des "Lager Koralle" wurden damals durch deutsche Truppen gesprengt, dabei wurden beide oberirdische Bunker so zerstört, dass ihre Zweckbestimmung nur noch schwer zu deuten ist, erhalten blieb das Offizierskasino

eine weitere Anlage, die für die Marineführung Bedeutung hatte, war der Bunker in Bölkendorf, seine Überreste befinden sich rund 15 km nordöstlich von Eberswalde und 6 km südlich von Angermünde und zwar am nördlichen Ortsausgang Bölkendorf an der Straße nach Herzsprung, etwa 1940 wurde mit dem Bau begonnen, es wird u. a. auch die Meinung vertreten, die Anlage sei nicht fertiggestellt worden, dafür spricht dass es sich hier im wesentlichen auch nur um einen oberirdisch angelegten Bunker handelt, es ist aber vielmehr anzunehmen, dass es sich hier um eine Funkstelle des OKM, wenn nicht sogar um die Hauptfunkstelle gehandelt hat, dafür sprechen folgende Fakten:

  • die Bevölkerung der Umgebung ist noch heute davon überzeugt, dass von hier der "U-Boot-Krieg auf allen Meeren" geführt wurde

  • nördlich des Bunkers befindet sich ein betonierter Schacht, der mit 20 m Tiefe ausgelotet wurde, hier kann eine ausfahrbare Antenne untergebracht worden sein
    es gibt Hinweise, dass umfangreiche Antennenanlagen vorhanden gewesen sind

das gibt Anlass zu der Vermutung, dass Bölkendorf die Funkleitstelle des OKM zunächst von Berlin aus, später vom "Lager Koralle" war, bei dieser Vermutung spielt auch folgender Gedanke eine Rolle: Die Führung der Überwasserstreitkräfte (Schlachtschiffe, Kreuzer, Hilfskreuzer und deren Versorger) z. B. im gesamten Atlantik oder Indischen Ozean musste wohl hauptsächlich über Langwellenfunk erfolgen, nur die Langwelle folgt der Krümmung der Erdoberfläche, auch getauchte U-Boote waren bis zu einer Tiefe von 20 in nur über Langwelle zu erreichen, das erforderte aufwendige Sende-, Antennen- und Empfangsanlagen

der Bunker wurde, da sich in den letzten Kriegstagen die Ereignisse überschlugen, nicht mehr durch deutsche Truppen gesprengt, sondern erst 1949 durch sowjetische Spezialisten

zur Zeit werden die Betontrümmer des Bunkers zerkleinert und beseitigt, der Zustand vor dem Bau des Bunkers soll wiederhergestellt werden, ob dabei auch sachkundig neue Erkenntnisse gesichert werden, ist fraglich, mit dem Bunker Bölkendorf wird also wieder ein Zeuge unserer geschichtlichen Vergangenheit verschwinden