Am 29. September 1938 wurde
von dem englischen Premierminister Neville Chamberlain,
dem französischen Ministerpräsidenten Daladier,
Italiens Mussolini und
Adolf Hitler das sogenannte Münchner Abkommen unterzeichnet, durch das
die Abtretung des Sudetengebietes an das Deutsche Reich sanktioniert wurde,
aber Hitler ließ erkennen, dass trotz wiederholter gegensätzlicher Erklärungen
weitere Forderungen territorialer Art folgen würden, er wollte ein Deutsches
Reich unter Einschluss Österreichs in den alten Grenzen wiederherstellen, in
einem Punkt war er sich sogar der Unterstützung des ganzen deutschen Volkes
sicher und zwar im Hinblick auf Danzig und den "Polnischen Korridor",
eine widernatürliche Grenzregelung des Versailler Vertrages, die ein
permanenter Konfliktstoff geworden war.
Am 5. und 6. Januar 1939 empfing
Hitler den polnischen Außenminister Joseph Beck
auf seinem Landsitz auf dem Obersalzberg und versuchte, Polen zur Freigabe
Danzigs und des "Korridors" zu bewegen, Beck
lehnte selbstverständlich ab, denn eine Abtretung des Korridors hätte auch die
Aufgabe des Hafens von Gdingen bedeutet
wohin Hitlers Politik
steuerte, wurde am 15. März 1939 ersichtlich, als
die deutschen Truppen in die Tschechoslowakei einmarschierten und danach das "Protektorat
Böhmen und Mähren" errichtet wurde, Reichsprotektor wurde der ehemalige
Außenminister Freiherr von Neurath
diesmal reagierten der englische Premier und auch Daladier mit großer Schärfe, am 17. März 1939 hielt
Chamberlain eine Rede in Birmingham, die an Deutlichkeit nichts zu
wünschen übrigließ, die Botschafter Frankreichs und Großbritanniens wurden
zurückgerufen, das erste Donnergrollen des kommenden Kriegsgewitters war
bereits am Horizont zu hören, am 31. März gaben
England und Frankreich Garantieerklärungen für Polen ab, denn Beck hatte in London und Paris bereits berichtet,
was Hitler bezweckte, es gab daraufhin keinen
Zweifel mehr, dass ein militärisches Vorgehen gegen Polen Krieg mit England und
Frankreich bedeuten würde, Hitler unternahm den
folgenschweren Schritt dennoch, sicherlich auch im Bewusstsein der Stärke
seiner Wehrmacht, andererseits aber im gleichen Maße wohl von Motiven
geleitet, die in der bis dahin ausgesprochenen feindseligen Haltung des
polnischen Nachbarvolkes begründet gewesen sein mochten
zudem hatte er noch einen Trumpf in der Tasche, von dem nur
wenige etwas ahnten, am 23. August 1939
unterzeichnete der deutsche Außenminister Joachim von
Ribbentrop in Moskau zusammen mit dem sowjetischen Außenminister Molotow in Gegenwart
Stalins und des sowjetischen Generalstabschefs
Schaposchnikow einen
Nichtangriffspakt zwischen dem Deutschen Reich und der Union der
Sozialistischen Sowjetrepubliken
nach dieser sensationellen Abmachung konnte Hitler sicherlich der Meinung sein, nunmehr den
Rücken frei zu haben, die deutschen Truppen waren damals schon seit Tagen zum
Angriff auf Polen bereit, das am 30. August mit
der Generalmobilmachung antwortete, der deutsche Zugverkehr durch den "Korridor"
wurde unterbrochen, England versuchte noch am letzten Tag zu vermitteln und Hitler zurückzuhalten, doch es war zu spät
wie sah nun eigentlich das Kräfteverhältnis aus?, auf
deutscher Seite waren zwei Heeresgruppen gebildet worden: die Heeresgruppe
Nord unter Generaloberst von Bock mit der 3.
Armee unter General der Artillerie von Küchler
und der 4. Armee unter General der Artillerie von Kluge,
die Heeresgruppe Süd befehligte Generaloberst von
Rundstedt mit der 8. Armee unter General der Infanterie Blaskowitz, der 10. unter General der Artillerie von Reichenau und der 14. unter Generaloberst List, diese Heeresverbände umfassten sechs
Panzer-, vier Leichte, vier motorisierte-, drei Gebirgs- und 37
Infanteriedivisionen, das Heer verfügte zu diesem Zeitpunkt über 3195 Panzer
und fünf Sturmgeschütze, letztere wurden hier zum ersten Mal eingesetzt, bei
den Panzern handelte es sich hauptsächlich um die Panzerkampfwagen I, II, M 38
(t) und in geringerer Stückzahl III und IV, die Masse dieser Panzer stand an
der polnischen Grenze
die Luftwaffe war außerordentlich stark aufmarschiert, zur
Verfügung des RdLuObdL standen:
- 8. und 10. Aufklärungsstaffel des Lehrgeschwaders 2;
Nachrichten-Abteilung 100
- Kampfgruppe zur besonderen Verwendung (z.b.V)
- 7. Flieger-Division (Generalleutnant Student);
Standort Hirschberg/ Schlesien mit neun Transportgruppen (Ju 52)
Luftflotte 1 (General der Flieger Kesselring) Hauptquartier:
Henningsholm bei Stettin
- 1. und 3. Staffel/Fernaufklärer-Gruppe 121
- 1. Fliegerdivision (Generalleutnant Grauert),
Crössinsee/Pommern
2./Fernaufklärer-Gruppe 121 Kampfgeschwader 1, 26 und 27
II. und III./Stukageschwader 2 IV (Stuka) Lehrgeschwader 1
4. Nahaufklärer-Gruppe 186
L/Lehrgeschwader 2 (Jagd)
I. und III. Zerstörergeschwader (ZG) 2 Küstenflieger-Gruppe 506
- Flieger-Kommando Ostpreußen (Generalleutnant Wimmer,
Königsberg)
1. Fernaufklärer-Gruppe 120
Kampfgeschwader 3
I./Stukageschwader 1
I./JG 1, I./JG 21
- Flieger-Lehrdivision unter Generalleutnant Förster,
Jesau (Ostpr.)
4. Fernaufklärer-Gruppe 121 Lehrgeschwader 1 und 2
Luftflotte 4 (General der Flieger Löhr), Standort
Reichenbach/Schlesien
- 3. Fernaufklärer-Gruppe 123
- 2. Fliegerdivision, General Loerzer, Neisse
(Schlesien)
2. Fernaufklärer-Gruppe 122, Kampfgeschwader 4, 76, 77
L/Zerstörergeschwader 76
- Fliegerführer z.b.V, Generalmajor von Richthofen,
Oppeln (Oberschlesien)
1. Fernaufklärer-Gruppe 124
Stukageschwader 77, Stuka-Gruppe des Lehrgeschwaders 2
II. (Schlachtflieger) LG 2
I./Zerstörergeschwader 2
rein zahlenmäßig waren 1435 Flugzeuge vorhanden, dazu kamen
noch 288 Nahaufklärer, die den Heeres-, besonders den Panzerverbänden
unterstellt waren und 216 Jagdflugzeuge, die für die Heimatverteidigung
vorgesehen waren, insgesamt standen also 1939 Flugzeuge zur Verfügung, von
denen 1538 für den Polenfeldzug vorgesehen waren
die polnischen Heeresverbände bestanden aus 38
Infanteriedivisionen, zwei motorisierten - und elf Kavalleriebrigaden, an
Panzerfahrzeugen waren etwa 600 vorhanden, die aber nicht in festgefügten
Panzerverbänden zusammengefasst waren und, wie sich zeigte, in kleinen
Verbänden verzettelt wurden
die polnische Luftwaffe verfügte über 277 Jagd, 203
Mehrzweckflugzeuge, 66 Bomber und 199 Nahaufklärer, insgesamt also 745
Flugzeuge, davon war aber nur etwa die Hälfte mit modernen Einsatztypen
vergleichbar, Polen verfügte indessen über seine qualitativ recht
leistungsfähige Flugzeugindustrie, war aber auf die Zulieferung ausländischer
Triebwerke angewiesen, dazu kam, daß man in Polen die Flugzeuge noch in
Einzelfertigung herstellte und eine moderne Serienfabrikation nicht
existierte, von den Hochleistungsjägern PZL 24, dem Bomber PZL 37 und den
Arbeitsflugzeugen PZL 23 und PWS 19 waren nur relativ kleine Stückzahlen
vorhanden, es muss aber festgestellt werden, daß sich die polnischen Flieger
trotz ihrer hoffnungslosen zahlenmäßigen Unterlegenheit tapfer und verbissen
zur Wehr setzten
die deutschen Jagdstreitkräfte waren besonders stark und
praktisch in drei Einsatzgebiete aufgeteilt, den beiden gegen Polen
eingesetzten Luftflotten 1 (Kesselring) und 4 (Löhr) waren zugeteilt:
Luftflotte 1
I. (J) LG 2 Hptm. Trübenbach, Einsatzhafen: Malzkow, Lettin
I./ZG 1 Major Huth, Einsatzhafen: Mühlen
II./ZG 1 Major Reichardt, Einsatzhafen: Friedeberg
I./JG 1 Major Woldenga, Einsatzhafen: Arys/Rostken
I./JG 21 Major Mettig, Einsatzhafen: Rostken
I.(Z)/LG 1 Major Grabmann, Einsatzhafen: Jesau
Luftflotte 4
I./ZG 76 Hauptmann Reinicke, Einsatzhafen: Ohlau
I./ZG 2 Hauptmann Gentzen, Einsatzhafen: Großstein/Oppeln
da man in den ersten Kriegstagen mit der Möglichkeit
polnischer Luftangriffe auf Berlin, Breslau, Königsberg und andere grenznahe
Städte rechnen musste, wurden im Bereich der Luftgaue I, III, IV und VIII 24
Jagdstaffeln als Sicherheit zurückbehalten, die in der sogenannten
Heimatluftverteidigung zusammengefasst waren, dazu gehörten:
Stab JG 2 Oberstlt. v. Massow, Einsatzhafen: Döberitz
I./JG 2 Major Viek, Einsatzhafen: Döberitz
I./JG 20 Hauptmann Lützow, Einsatzhafen: Sprottau, Straußberg, Döberitz
10./JG 2 Hauptm. Blumensaat, Einsatzhafen: Fürstenwalde
4./JG 2 Major Burggaller, Einsatzhafen: Döberitz
Stab JG 3 Oberstlt. Ibel, Einsatzhafen: Bernburg
I./JG 3 ?, Einsatzhafen: Brandis
I./JG 76 Hauptmann v. Müller-Rienzburg, Einsatzhafen: Stubendorf
I./JG 77 Hauptmann Janke, Einsatzhafen: Oelz
Jagdfliegerschule 1 Oberst Osterkamp, Einsatzhafen: Werneuchen
im Westen rechnete man zu Beginn des Krieges nur mit einer
Gefährdung des Reichsgebietes im Westen, Südwesten und Nordwesten,
dementsprechend waren die übrigen zur Luftverteidigung eingesetzten
Jagdeinheiten wie folgt verteilt:
Stab JG 26 Major von Schleich, Einsatzhafen: Odendorf
I./JG 26 Major Handrick, Einsatzhafen: Odendorf
II./JG 26 Major Knüppel, Einsatzhafen: Bönninghardt
10./JG 26 Hauptm. Steinhoff, Einsatzhafen: Düsseldorf
L/JG 52 Major Graf von Pfeil, Einsatzhafen: Bonn-Hangelar
II./ZG 26 Major Vollbracht, Einsatzhafen: Störmede
Stab ZG 26 Oberstlt. von Döring, Einsatzhafen: Varel
I./ZG 26 Major Kaschka, Einsatzhafen: Varel
II./JG 77 Major Schumacher, Einsatzhafen: Nordholz
II./JG 186 Major Hagen, Einsatzhafen: Hage/Ostfriesland
III./ZG 26 Major Schalk, Einsatzhafen: Neumünster
11./LG 2 ?, Einsatzhafen: Greifswald
Stab JG 52 Oberstlt. Merhart von Bernegg, Einsatzhafen: Mannheim
I./JG 51 Major Brustellin, Einsatzhafen: Reichenbach, später Speyer
10./JG 72 ?, Einsatzhafen: Mannheim
II./JG 52 Major von Kornatzki, Einsatzhafen: Germersheim
Stab JG 53 Oberst Junck, Einsatzhafen: Wiesbaden
I./JG 53 Major Janson, Einsatzhafen: Wiesbaden
II./JG 53 Major von Maltzahn, Einsatzhafen: Mannheim-Sandhofen
I./JG 52 Major Lessmann, Einsatzhafen: Biblis
L/JG 54 Major von Cramon, Einsatzhafen: Böblingen
II./ZG 76 Major Schmidt-Coste, Einsatzhafen: Hechingen
I./JG 71 Major Kramer, Einsatzhafen: Fürstenfeldbruck
Stab, JG 7 7 Oberstlt. v. Manteuffel, Einsatzhafen: Neumünster
in Aufstellung begriffen, aber noch nicht einsatzbereit,
waren folgende Gruppen:
IL/JG 2
III./JG 26
III./JG 53
die Überlegenheit der deutschen Streitkräfte über die
polnischen stand außer Zweifel, das Risiko bestand für
Hitler darin, daß England und Frankreich Polen ein Beistandsversprechen
gegeben hatten, die Gefahr eines Zweifrontenkrieges lag also sozusagen in der
Luft, Polen musste daher so schnell besiegt werden, daß seine Verbündeten, die
ja noch nicht mobil gemacht hatten, gar nicht mehr zum Eingreifen kommen
konnten
ein weiteres Positivum stellte die Tatsache dar, daß die
Überlegenheit der deutschen Heeresverbände - insbesondere die Stärke der
deutschen Panzertruppe und jene der Luftwaffe dank der gezielten deutschen
Propaganda in der Weltöffentlichkeit maßlos überschätzt wurden, die
spektakulären Ereignisse vom Kriegsausbruch an bis zum Beginn des
Russlandfeldzuges 1941 schienen dies zu
bestätigen
die deutschen Streitkräfte an Polens Grenze lagen bereits
seit Mitte August in ihren Aufmarschräumen, schon am 25.
August 1939, gegen 18.30 Uhr, kam bei allen Einheiten vom
Luftwaffenführungsstab in Wildpark-Werder das Kodewort für den Beginn der
Operationen gegen Polen durch:
"Ostmarkflug 2 6. 8., 4.3 0 Uhr!"
der Spruch traf natürlich auch beim Fliegerführer z.b.V,
Generalleutnant von Richthofen, in Schönwald in
Oberschlesien ein, Richthofens Einheiten, vier Stuka-Gruppen und eine
Zerstörer-Gruppe, sollten besonders zur Unterstützung der Panzereinheiten
eingesetzt werden (diese taktische Disziplin hatte sich in der Folgezeit
bewährt, daß schließlich eine eigene Spezialeinheit, das VIII. Fliegerkorps,
gebildet wurde), dabei hatten die Stukas besonders der 10. Armee unter Reichenau zu helfen, die von Schlesien aus die
polnischen Grenzbefestigungen durchbrechen sollte und deren Panzerkräfte dann
auf Warschau durchzustoßen hatten
Richthofen machte sich damals
besondere Sorge um die Nachrichtenverbindungen, zu seinem Stabschef,
Oberstleutnant Seidematin, der schon bei der "Legion
Condor" in Spanien gewesen war, sagte er: "Wenn an dem Plan für morgen
was geändert wird, sehe ich schwarz! "
er hatte sich darin nicht getäuscht, um 18.30 Uhr war der
Spruch von, Wildpark gekommen, und kurz nach 20 Uhr der Gegenbefehl, denn in
Berlin verhandelte man noch, es klappte sogar mit der Durchgabe des
Gegenbefehls an die bereits in Marsch zur Grenze befindlichen Heeres- und an
die Luftwaffeneinheiten, nur bei der Vorhut der 46. Infanteriedivision, die
vor den polnischen Grenzstellungen bei Lublinitz lag, kam die Gegenorder nicht
durch, dreißig Mann gingen morgens um 4.30 Uhr vor, es kehrte keiner von ihnen
zurück
in der Zeit vom 26. 8. bis 1. 9. verstärkten die Polen ihre Stellungen und
gruppierten ihre Streitkräfte teilweise um, die deutsche Fernaufklärung konnte
dies noch rechtzeitig feststellen. Eine Folge davon war auch eine
Umgruppierung der Kräfte auf deutscher Seite
am 1. September 1939, 04.45
Uhr, begannen die Operationen der deutschen Wehrmacht gegen Polen und damit
der Zweite Weltkrieg
Verluste der Deutschen im Polenfeldzug:
10.572 Gefallene
3404 Vermisste
30.322 Verwundete
217 Panzer
285 Flugzeuge
Luftwaffe:
Fliegendes Personal: 189 Tote
vermisst: 224
verwundet: 126
Bodenpersonal: 42 Tote
verwundet: 24
erfolgreichste Piloten:
Hauptmann Gentzen - 7 Luftsiege
Hauptmann Falck - 3 Luftsiege
Leutnant Fahlbusch - 3 Luftsiege
Leutnant Jäger - 3 Luftsiege
Hauptmann Schleif - 3 Luftsiege
Flakartillerie:
48 Tote
vermisst: 10
verwundet: 74
Gesamtverluste: 734
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