Oberfeldwebel Willi Eckstein
Willi Eckstein wurde am 18. November 1914 in Lebus/Oder nahe Frankfurt
(Oder) als Sohn des Malers Wilhelm Eckstein geboren. Nach der Schulausbildung
von 1920 bis 1928 schloss er eine Lehre zum Metzger ab und arbeitete
anschließend einige Zeit in der Landwirtschaft.
Am 5. November 1935 tritt er seinen Dienst beim Infanterie-Regiment 8 in
Frankfurt (Oder) an. Hier schlägt er die Unteroffizierslaufbahn ein und kommt
im Laufe der Jahre 1938/39 zum Grenz-Infanterie-Regiment 123 nach
Schwerin/Warthe. In dieser Zeit legt er die Prüfung zum Reichssportabzeichen
in Bronze ab.
Nach der Teilnahme am Feldzug gegen Polen bei der 2./IR 123, ist er laut
Meldung vom November 1939 mit der Erkennungsmarke „-13- 2./I.R. 123“ als
Unteroffizier bei der Kompanie eingesetzt. Das Regiment befindet sich nach
erfolgreichem Feldzug in Polen gerade in der Umgliederung in seiner Garnison
in Schwerin/Warthe.
Mit seiner Kompanie verlegt er im Februar 1940 an den Niederrhein und zieht
dann in den Frankreichfeldzug. Hier hat besonders das I./IR 123, zu welchem
die 2. Kompanie unter
Oberleutnant Joachim Nowak gehört, herbe Verlust beim Übersetzen
über den Oise-Aisne-Kanal am Chemin des Dames. Bei den der Erstürmung des
Chemin des Dames folgenden Gefechten über die Marne in Richtung Loire konnte
er sich des EK II verdienen, welches ihm am 17. Juni 1940 verliehen wurde.
Nach der Verlegung ins Warthegau und später zur Winterausbildung ins
Riesengebirge zog er mit der Kompanie, an der Seite seines Chefs
Major i.G. Heinrich Kodré, welcher später zusammen mit
Oberleutnant Johann Rast der erste Ritterkreuzträger der Division
werden sollte, in den Griechenlandfeldzug. Hier wurde die Bunkerfront der Höhe
510 durchstoßen und später der Küstenschutz am Ägäischen Meer übernommen. Er
erhält das Bulgarische Soldatenkreuz für Tapferkeit.
Den Beginn des Russlandfeldzug erlebt er – inzwischen zum Oberfeldwebel
befördert – als Zugführer des III. Zugs der 2./IR 123. Nach dem Durchbruch auf
die Krim und den schweren Verfolgungsgefechten, bei denen sich die
sowjetischen Truppen auf Sewastopol zurückzogen, wurde ihm am 9. November
1941, nachdem er bereits einige Zeit vorher das Infanteriesturmabzeichen in
Silber erhalten hatte, das EK I verliehen.
Nachdem der erste Angriff auf Sewastopol zur Jahreswende 1941/42 gescheitert
war, musste im Mai 1942 die Halbinsel Kertsch zurückerobert werden. Am 8. Mai
1942 begann der Angriff um 3.15 Uhr, wobei das I./IR 123 aus seinem
Angriffsstreifen etwa 3 km südwestlich und 4 km südlich Koj Assan antritt. Das
Angriffsbataillon des IR 123 kommt gut vorwärts, bald jedoch setzt starkes
Flankenfeuer ein und von rückwärts werden die Stoßtrupps aus Panzerwracks
beschossen. Die Führer der 1. und 3. Kompanie Oberleutnant Dr. Pfetsch und
Leutnant Dobberstein fallen, Oberfeldwebel Eckstein wird hier erstmals durch
einen Artilleriesplitter am Hals verwundet, verbleibt jedoch bei der Truppe
und erhält das Verwundetenabzeichen in Schwarz.
Nach der Rückverlegung an die Sewastopolfront beginnt hier am 7. Juni 1942 der
entscheidende Angriff auf die Festung. Entlang des Stephanus-Weges greift das
IR 123 an. Am 8. Juni wird der Punkt 711 erreicht. Allein in den ersten beiden
Tagen verliert die Division über 850 Mann. In der Nacht zum 9. Juni kann er in
seinem Kompaniebereich mehrmals russische Angriffe aufhalten oder Einbrüche
durch selbst geführte Gegenstöße bereinigen. Am 9. Juni stößt Eckstein als
Führer der 2. Kompanie entlang des Stephanus-Weges in Richtung Wegegabel
desselben mit dem von-Choltitz-Weg vor und dringt hier etwa zeitgleich mit der
1./IR 123 unter
Leutnant Siegfried Stichling in den Panzergraben ein und nimmt
einen sperrenden Bunker. Im Gefechtsbericht des I./IR 123, welcher direkt nach
den Kämpfen verfasst wurde, heisst es dazu:
"Als sich Teile der 2. Kp. dem Panzergraben näherten und das
Artilleriefeuer vorverlegt wurde, setzte aus dem Bunker heftiges MG-Feuer ein.
Der an der Spitze befindliche Oberfeldwebel Eckstein, 2. Kp., sprang
ungeachtet des Feuers zum Panzergraben vor und von diesem hoch zu dem dahinter
liegenden Bunker. Er feuerte in die Scharte und sprang dann im toten Winkel um
den Bunker herum zum Eingang. Hier feuerte er, immer noch allein, nochmals mit
der Pistole und erreichte so im schnellen Zupacken als Erfolg der Überraschung
die Übergabe der 9köpfigen Bunkerbesatzung. Er selbst hatte dabei einen
Kinnschuss erhalten, liess sich aber dadurch nicht beirren. Mit seinem
entschlossenen Zugriff war die Bunkerbesatzung überrumpelt und worden. Daher
wurde das glatte Vorgehen des Bataillons und sofort anschliessend die an Ort
und Stelle vom Bataillonskommandeur geregelte erste Brückenkopfbildung über
den Panzergraben und damit die Erreichung des vom Regiment befohlenen
Tagesziels trotz weiter offenen Flanken ermöglicht."
Am 3. August 1942 erhält er zusammen mit seinem Bataillonskommandeur Major
Melzer und weiteren 5 Angehörigen der 50. ID das Deutsche Kreuz in Gold.
Außerdem bekommt er die Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“, den
Krimschild und die rumänische Medaille „Kampf gegen den Kommunismus“
verliehen.
Nach Malaria- und Typhuserkrankungen im August/Oktober ist er ab dem 19.
Oktober wieder bei der Truppe und verlegt mit in den Kaukasus.
Nach einer weiteren schweren Verwundung durch Granatsplitter am Kopf, welche
er am 7. März 1943 auf dem Rückzug Richtung Kubanbrückenkopf erhält, wird er
in das Reservelazarett Rappoltsweiler verlegt. Er erhält das
Verwundetenabzeichen in Silber und nach der Entlassung am 2. April 1943 kommt
er zur Genesendenkompanie des Grenadier-Ersatz-Bataillons 122 in Guben und ab
dem 24. Mai 1943 zur Marschkompanie des GEB 122.
Er wird anschließend zur 6. Inspektion des Lehrstabs 4 der Infanterieschule
Döberitz-Elsgrund abkommandiert. Hier werden Kompanieführer ausgebildet,
Eckstein ist vermutlich dem Lehrpersonal zugehörig, da er bereits
weitreichende Fronterfahrung als Zug- und Kompanieführer hatte sammeln können.
Mitte Juli 1943 heiratet er in Ziltendorf südlich von Frankfurt (Oder) seine
Frau Helene und kehrt danach zur 2./GR 123 in den Kubanbrückenkopf zurück.
Abermals wird er am 17. September 1943 von einem Artilleriesplitter am Kopf
verwundet und in die Heimat verlegt. Er erhält die Nahkampfspange in Bronze
und mit der Marschkompanie des GEB 122 aus Guben kommt er im Januar 1944 auf
die Krim, welche inzwischen zu einem Kessel geworden ist, zurück.
Hier gerät er am 8. April 1944 mit dem Grossteil der Restkompanie bei Armjansk
in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Am 5. Mai 1944 wird er in ein
Kriegsgefangenenlager nahe der Krim eingeliefert, um wenig später in das
Kriegsgefangenenlager Morschansk verlegt zu werden.
Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft am 10. Oktober 1944 in das
Heimkehrerlager Nr. 69 in Frankfurt (Oder), bleibt er in der sowjetisch
besetzten Zone und zieht nach Stalinstadt, das heutige Eisenhüttenstadt. Hier
wird er Hochofenmeister im Eisenhüttenkombinat EKO Stahl.
Willi Eckstein stirbt am 8. Februar 1986 nach schwerer Krankheit in
Eisenhüttenstadt.
EHRE SEINEM ANDENKEN - GOTT GEBE IHM DIE LETZTE RUHE