Walter Richter wurde am 9. Dezember 1906 in
Herdecke/Westfalen geboren. Seine Jugendzeit verbrachte er in Cottbus und trat
nach dem Abitur am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium 1926 als
Polizeioffiziersanwärter der Preußischen Schutzpolizei bei. Sein Vater war
bereits 1915 gefallen.
Im August 1935 wurde er als Oberleutnant in die Wehrmacht übernommen und als
Kompaniechef im Infanterie-Regiment 29 in Cottbus eingesetzt. Im Anschluss
folgte eine Verwendung beim II. Bataillon des Regiments, welches dann in
Crossen/Oder lag.
Bei der Aufstellung des Grenz-Infanterie-Regiment 121 übernahm er die 3.
Kompanie, nachdem er mit Rangdienstalter vom 1. Oktober 1937 zum Hauptmann
befördert worden war. Im Polenfeldzug war er Chef der 4./IR 121 und zeichnet
sich vor allem bei der Unterstützung der im Häuserkampf unerfahrenen Männer,
qualifiziert durch seine Tätigkeit bei der Schutzpolizei, aus.
Direkt nach dem Polenfeldzug ist er wiederum Chef der 5./IR 121. Bis zu diesem
Zeitpunkt hatte er bereits das EK II und EK I erhalten. Nach Beendigung des
Frankreichfeldzugs wurde er von Oberst
Eckkard von Geyso als Regimentsadjutant des IR 121 eingesetzt. In dieser
Funktion verblieb er im Griechenlandfeldzug und am Anfang des
Russlandfeldzugs.
Im November 1941 wurde Richter auf der Krim Führer des II./IR 121 und vor
Sewastopol verwundet. Nach seiner Genesung verließ er die 50. ID.
Nachdem er wiederhergestellt ist, wird er ab Juli 1942 Bataillonskommandeur
des II./IR 533 der Anfang 1942 auf dem Truppenübungsplatz Arys aufgestellten
383. Infanterie-Division, welche bei Woronesh und Orel in schwerem Kampf
steht. Er erkrankt im März 1943 an Fleckfieber und muss ins Lazarett. Am 17.
April 1943 wird ihm das Deutsche Kreuz in Gold verliehen.
Nach seiner Gesundung wird er, inzwischen zum Major befördert, Regimentsführer
des GR 681. Dieses gehört zur 333. ID. Dieser ursprünglich als bodenständige
Division aufgestellte Verband ist im Dezember 1942 in eine Angriffsdivision
umgewandelt worden und 1943 hauptsächlich im Raum Donez und Saporoshje bei der
1. Panzerarmee eingesetzt.
Mit Rangdienstalter vom 1. Dezember 1943 (71e) wird er zum Oberstleutnant
befördert. Er wird schwer verwundet und muss sein Kommando erneut verlassen,
um die Verwundung ausheilen lassen zu können.
Im April 1944 wird er Regimentskommandeur in der 62. ID, welche zu dieser Zeit
bereits mit der 123. ID zur Korpsabteilung F zusammengelegt wurde. Hier
kommandiert er wahrscheinlich die Divisionsgruppe 123.
Mitte August 1944 beginnt auch im Abschnitt der neu entstandenen 62. ID der
sowjetische Grossangriff und die Division erhält Befehl, sich abzusetzen, was
erst auch gelingt. Im Verlauf der Absetzbewegung wird allerdings eine
Kampfgruppe mit Oberstleutnant Richter samt Divisionsstab und Kommandeur
Generalmajor Tronnier eingeschlossen.
Beim Durchbruch durch den Sperrriegel zersplittert die Kampfgruppe und am 26.
August 1944 wird die Spitze der Kampfgruppe, im Nahkampf, durch das Gelände
absuchenden sowjetischen Einheiten zersprengt. Reste können sich in einzelnen
kleinen Gruppen nach Westen durchschlagen.
Oberstleutnant Walter Richter jedoch muss in sowjetische Kriegsgefangenschaft
gehen. Dort wird er – nachweislich unbegründet – zu 25 Jahren Straflager
verurteilt und kommt erst 1953 wieder aus der Gefangenschaft frei. Erst jetzt
wird es für ihn Gewissheit, dass Frau und Kind noch 1945 bei einem
Bombenangriff auf Cottbus ums Leben kamen. Sein letzter Kommandeur, der
Ritterkreuzträger Generalmajor Louis Tronnier, überlebte die sowjetische
Kriegsgefangenschaft nicht und verstarb am 27. Januar 1952 in einem Lager bei
Tschernzy/Russland.
Ab 1954 wird er als Major in den Bundesgrenzschutz übernommen und als
stellvertretender Abteilungskommandeur in Braunschweig und Goslar eingesetzt.
1956 erfolgt die Übernahme in die Bundeswehr, wo er bis April 1957 zunächst
das Grenadier-Bataillon 32 in Wolfenbüttel kommandierte.
Im Anschluss war er Teilnehmer der Infanterieschule der amerikanischen Armee
in Fort Benning (USA). Ab November 1957 ist er, inzwischen Oberstleutnant (Bw)
stellvertretender Kommandeur der Kampfgruppe A 2 in Marburg. Nachdem er die
Kampfgruppe im Mai 1958 verlassen hatte, wird er für ein Jahr Prüfoffizier bei
der Offiziersbewerber-Prüfzentrale der Bundeswehr in Köln.
Es schließt sich eine Verwendung beim Deutschen Bevollmächtigten Nord in
Mönchengladbach an und im März 1963 wird er in den Ruhestand versetzt.
Diesen verbrachte er, inzwischen wieder glücklich verheiratet, in Konstanz am
Bodensee. Am 20. April 1995 verstarb Walter Richter.
EHRE SEINEM
ANDENKEN - GOTT GEBE IHM DIE LETZTE RUHE