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Gleitbombe "Fritz X"

   

Technische Daten:

Länge: 3262 mm
Rumpfdurchmesser: 562 mm
Spannweite: 1352 mm
Gesamtgewicht: 1570 kg
Sprengladung: 320 kg

Geschwindigkeit: 343 m/sec

Auf einige Lenksysteme ist bereits bei den Bordraketen X4 und Hs 298 hingewiesen worden.
Ursprünglich begann diese Entwicklung im Zusammenhang mit den ersten Versuchen zur Schaffung von gelenkten Gleitbomben und Gleittorpedos. Veranlassung zu dieser Entwicklung war die unbefriedigende Treffgenauigkeit der Bomberverbände bei Horizontalangriffen. Die geringe Reichweite und Geschwindigkeit der Sturzbomber Ju 87 zeigte, daß auch diese keine befriedigende Lösung des Problems brachten. Bei Horizontalabwürfen des Lehrgeschwaders (LG) 1 aus 8000 - 9000 m Höhe auf das Zielschiff "HESSEN" wurden durchschnittlich nur 0,6 % Treffer erzielt.

Bereits 1938 arbeitete Dr. Max Kramer bei der DVL an der Entwicklung selbst- und ferngelenkter Flugkörper der X-Serie und 1939 Prof. H. Wagner bei der Firma Henschel an den Flugkörpern der 290er-Serie. Zuvor hatte in den 20èr Jahren der deutsche Wissenschaftler Dr. Wilde das Problem der elektrischen Fernsteuerung eines schnellfliegenden Geschosses zumindest theoretisch gelöst. Erst dadurch war es, jedoch vorerst theoretisch möglich, ein Ziel in der Größe eines Schiffes mit Sicherheit durch ein lenkbares Geschoss zu treffen.

Im Jahre 1938 entstand auf der Grundlage dieser Arbeiten bei der Drahtlos-Luftelektrischen Versuchsanstalt in Gräfelfing eine Lenkempfangsanlage C 192 und daraus 1940 eine verbesserte Anlage C 202/203, während die dazugehörige Antennenanlage bei dem Flugfunk-Forschungsinstitut Oberpaffenhofen (FFO) unter Leitung von Dr. Zisler entwickelt wurde. Die im Sommer 1940 bei der Erprobungsstelle der Luftwaffe in Peenemünde durchgeführten Versuche erbrachten aber keine befriedigenden Ergebnisse, so daß die Gräfelfinger Geräte nicht in Serie gingen

Unter strengster Geheimhaltung wurde an der Entwicklung anderer Fernlenkanlagen gearbeitet, an der die DVL, die DVG, sowie die Firmen Telefunken, Lorenz, Siemens, Loewe-Opta und andere beteiligt waren, wobei aber jeder Teilnehmer an dieser Entwicklung nur Teilaufgaben zu lösen hatte, so daß niemand das Gesamtprojekt übersehen konnte. Ende Januar 1940 fand eine große Fernlenktagung aller Beteiligten bei der Staßfurter Rundfunk GmbH statt, bei der es zum "Kehl-Staßburg" - Programm für die Entwicklung der Lenkbomben PC 1400 X (Fritz X) und der Hs 293 kam. Die Funksendeanlage FuG 203 wurde als "Kehl" und die Funkempfangsanlage FuG 230 als "Straßburg" bezeichnet. Vom FuG 203 entstanden sechs Versionen und vom FuG 230 drei. Alle Systeme waren für die Steuerung der Lenkbomben Fritz X und Hs 293 vorgesehen.

Bereits 1938 hatte Dr. Kramer, von der DVL, Versuche mit einer SC 250-Bombe mit kastenförmigen Leitwerk durchgeführt. Diese Versuche verliefen so erfolgversprechend, daß Rheinmetall-Borsig in Berlin-Marienfelde mit der Weiterentwicklung auf der Basis der PC 1400-Bombe beauftragt wurde. An die Bombe wurde ein etwa zylindrisches Heckteil von 120 kg Gewicht angebaut, das zwei Kreiselgeräte und die für die Funklenkung benötigten Geräte samt Batterie und Umformer enthielt und am Ende ein sechseckiges Kastenleitwerk trug. Dazu erhielt der Bombenkörper Kreuzflügel mit einem Winkel von ± 28°, dieses Gerät, als PC 1400 X - Fritz X bezeichnet, war besonders für den Angriff auf stark gepanzerte Kriegsschiffe geplant.

Anfang 1943 wurde die III./KG 100 mit Dornier Do 217 K-2, K-3 und M-2 mit eingebautem "Kehl III "- Steuergerät für den Abwurf der "Fritz X" ausgerüstet. Später kamen noch die III./KG 40 mit Fw 200 C-6 bzw. C-8 und die II./KG 40 mit He 177 A-3 bzw. A-5 mit "Kehl IV" hinzu. Dieses Gerät konnte wahlweise für den Abwurf von "Fritz X" oder Hs 293 verwendet werden.

Die ersten Einsätze verliefen erfolglos, am 09. September 1943 konnte aber die III./KG 100 das italienische Schlachtschiff "ROMA" mit "Fritz X" versenken und "ITALIA" schwer beschädigen. Am gleichen Tage erfolgte die Landung der Alliierten bei Salerno, wo in den nächsten Tagen der US-Kreuzer "SAVANNAH" und einige Zerstörer Treffer erhielten. Am 16. September 1943 griffen 3 Do 217 K-3 der III./KG 100 das britische Schlachtschiff "WARSPITE" vor Salerno mit "Fritz X " an und beschädigten es so schwer, daß es nach Malta geschleppt werden musste und dort für die folgenden 6 Monate ausfiel.

Am 27.September 1943 eroberten die Alliierten Foggia, wo sich der deutsche Flugpark für den Mittelmeerraum befand, wobei ihnen noch verpackte "Fritz X" und Hs 293 in die Hände fielen, was von den Deutschen nicht erkannt wurde. Zwischen dem 13. und 22. Juni 1944 (Invasionsraum) konnten die "Fritz X" Bomben noch einige Erfolge erzielen. Am 07. August 1944 gelang es einer Do 217 der II./KG 40 die Brücke bei Pontaubault mit einer "Fritz X" zu zerstören, nachdem 2 vorhergehende Angriffe fehl schlugen. Somit konnte man den Vormarsch der 6. US-Panzer-Division für einige Tage aufhalten. Nach der Landung der Alliierten in Südfrankreich wurden noch einige verzweifelte Angriffe geflogen, bis nur noch ein paar Flugzeuge zur Verfügung standen. Am 22. August 1944 mussten in Boudeaux-Merignac 15 flugfähige He 177 gesprengt werden, da die Besatzungen in Straßburg aufgrund mangelnder Transportmöglichkeiten festsaßen. Dies war das letzte Kapitel der Geschichte der "Fritz X "- Gleitbombe.

Siehe dazu: Ritterkreuzträger Max Brandenburg

Buchhinweise: